Der Journalist Patrik Baab arbeitete unter anderem für den NDR. Er berichtete aus Russland, Britannien und Afghanistan sowie vom Balkan. UZ sprach mit ihm über seine jüngste Reise in den Donbass. UZ: Sie haben vor Kurzem den Donbass besucht. Was waren Ihre wichtigsten Eindrücke? Patrik Baab: Aus dem Kriegsgebiet bringe ich widersprüchliche Eindrücke mit. Im Unterschied zu meinen Erfahrungen vor zwei Jahren lauert die Gefahr auch weit hinter der Front. Als wir in Frontnähe unterwegs waren, hatten wir zweimal Drohnenalarm und mussten sofort in den Unterstand. Nachts sahen wir die Starlink-Satelliten, die sehr tief fliegen. Dieses Satelliten-Internet ermöglicht der ukrainischen Armee die Datenübertragung in Echtzeit. Teilweise sind wir nachts gefahren, Mobiltelefone aus, haben mehrfach das Fahrzeug gewechselt. Im Kampfgebiet wie etwa rund um Ugledar sind die Zerstörungen massiv. Überraschend war für mich, dass die Region rund um Melitopol auch nach zwei Jahren immer noch Partisanengebiet ist. Ich habe mit einem Mann gesprochen, dem eine Autobombe ein Bein abgerissen hat – er kam knapp mit dem Leben davon. Diese Anschläge werden offenbar vom ukrainischen Geheimdienst gesteuert. Gleichzeitig ist die Zahl der ukrainischen Deserteure und Überläufer sehr hoch, nach meinen Quellen etwa 100.000 Mann. Ein Unteroffizier einer ukrainischen Einheit, die auf russischer Seite kämpft, sagte mir, dass er nach den gescheiterten Friedensgesprächen in Istanbul im April 2022 übergelaufen sei – er habe nicht mehr für jene kämpfen wollen, die zusammen mit dem Westen ein schnelles Ende des Krieges verhindert hätten.