2030 wird die Hälfte der Menschheit übergewichtig sein. Fehlt es an Selbstdisziplin? Ein Arte-Film nennt andere Gründe.
Mediziner sprechen von einer Zeitbombe: Bis 2030 wird die Hälfte der Weltbevölkerung übergewichtig oder gar fettleibig sein. «Adipositas», so der Fachbegriff, sorgt für einen rasanten Anstieg der Zuckerkrankheit Diabetes, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs – und wird zum schwersten Gesundheitsproblem weltweit. Das belegt eindrücklich die Arte-Dokumentation «Dick, dicker, fettes Geld».
«Heute sind zwei Milliarden Menschen, Erwachsene und Kinder, übergewichtig oder fettleibig», sagt Professor Raj Patel, Ernährungsexperte an der Universität von Austin, Texas. «Wir müssen uns fragen, wer hier die treibenden Kräfte sind.» Laut Lebensmittelindustrie und staatlichen Behörden ist diese Epidemie auf einen Mangel an Bewegung und individueller Selbstdisziplin zurückzuführen. Fettleibigkeit ist mit zahlreichen solchen Klischees verbunden. «Dicke», so heisst es, «essen falsch, sind faul oder haben schlechte Gene», konstatiert der Arte-Bericht.
Doch Fettleibigkeit sei in Wahrheit das Ergebnis eines kollektiven Versagens, das Symptom einer liberalen Gesellschaft, die Fett zwar verabscheue, aber fette Menschen produziere. Es seien die Wirtschaft und die Politik, letztlich die Gesellschaft, die ihre Bürger dick mache. Radikaler formuliert es die Politikwissenschaftlerin Malia Cohen, ehemalige Stadträtin von San Francisco: «Wir sind überzeugt, dass die Industrie im Unrecht ist und gezielt Menschen vergiftet. Die Bevölkerung hat ein Recht, dies zu erfahren.»