Aleksej kenne ich schon viele Jahre. Wir trafen uns auf Tango-Tanzveranstaltungen. Manchmal wechselten wir ein paar Worte. Neulich erwähnte er, er sei von der Front im Donbass zurückgekehrt. Dort sei er als Freiwilliger mit der Waffe ein Jahr im Einsatz gewesen. Ich war überrascht, denn in der Moskauer Tango-Szene gibt es viele kategorische Kriegsgegner. Ich bat Alexej, mir seine Geschichte von der Front zu erzählen. Er sagte, er sei bereit, seine Geschichte zu erzählen, damit die Leser in Deutschland besser verstehen, was zurzeit in den Volksrepubliken Donezk und Lugansk vor sich geht und wie der Konflikt entstanden ist. Mancher wird mit den Aussagen meines Interviewpartners nicht einverstanden sein. Aber gehört die Geschichte eines russischen Freiwilligen nicht auch zum Gesamtbild des Krieges? Aleksej kommt aus St. Petersburg. Er arbeitet seit vielen Jahren in einer Moskauer Baufirma, wo er umgerechnet 1.400 Euro im Monat verdient. Seine Aufgabe ist, zu prüfen, ob die für einen Bau angelieferten Materialien mit dem in der Projektbeschreibung angegebenen Materialien übereinstimmen. Der Job als Prüfer ist für Aleksej nicht neu. Der 58jährige hat zu Sowjetzeiten seinen dreijährigen Wehrdienst bei der Marine abgeleistet. Damals war er zuständig für die Prüfung der Messinstrumente in den Maschinenräumen der Schiffe. „Ich habe fast alle Schiffe der Nordmeer-Flotte besucht, um zu prüfen, ob die Instrumente noch funktionsfähig sind.“ Um sicher zu gehen, dass mein Bekannter mir keinen Bären aufbindet, bat ich ihn um Beweise für seinen Fronteinsatz. Er zeigte mir unter anderem seinen Freiwilligenausweis und Fotos von der Front. Auf einem Foto sah ich ihn mit Gewehr und einer Katze im Arm. Aleksej erklärte mir, die Katzen seien in den Erdhöhlen an der Front eine große Hilfe. Denn auf den Feldern, die wegen dem Krieg nicht abgeerntet werden, gibt es viele Mäuse. Oft seien ihm die Tiere im Halbschlaf übers Gesicht gelauf